Der Amazonasdschungel überrascht mit einer ungebändigten Vielfalt der Flora und Fauna. Die Bodenschicht dieser feuchten Wälder ist jedoch dünn und nicht fruchtbar. Eine starke Vegetation tropischer Pflanzen rührt aus einer konstant hohen Luftfeuchtigkeit sowie Temperatur und der natürlichen Fermentation absterbender Biomasse. Es ist fast unmöglich, auf diesem Territorium Landwirtschaft zu betreiben.

Im Jahr 1542 bereiste der spanische Eroberer Francisco de Orellana während seiner Expedition – auf der Suche nach dem legendären Eldorado – den gesamten Amazonas. In seiner Vorlage berichtete er über riesige Gartenstädte. In diesen Städten lebten Millionen von Menschen, die sich aktiv für die Entwicklung der Landwirtschaft und die Pflege der Biome einsetzten. Keine der nachfolgenden Expeditionen konnte jedoch den Orellanas Bericht bestätigen.

Nur wenige Jahrhundertre später stießen die Portugiesen, die immer tiefer in das Gebiet des modernen Brasilien vordrangen, schließlich auf Biotome aus überfruchtbarem Boden mit einer beachtlichen Tiefe von bis zu 2 Metern und der Fähigkeit zur Selbstheilung. Der Wunderboden wurde „Terra preta do indio“ – „der schwarze Boden der Indianer“ genannt.

Seit dem 19. Jahrhundert wird Terra Preta aktiv aus dem Amazonas exportiert und verkauft. Im 20. Jahrhundert wurde seine anthropogene und regenerative Wirklung bestätigt. Außerdem konnte ermittelt werden, dass die Zusammensetzung der ursprünglichen Terra Preta mit gelben und roten Böden (die für den Anbau von landwirtschaftlichen Kulturen ungeeignet sind) übereinstimmt, die beispielsweise in Südamerika allgegenwärtig sind. Der einzige Unterschied ist der Gehalt der darin enthaltenen Holzkohle.

Auch verkohlter, aber nicht vollständig verbrannter organischer Abfall wurde im Wunderboden gefunden. Diese Substanz kann sowohl Feuchtigkeit, als auch Mineralien für eine lange Zeit speichern, um das Wachstum der Pflanzen zu beschleunigen und die Qualität dieser zu verbessern. Mit zunehmendem Alter verstärken sich ihre Eigenschaften. Die Ureinwohner Amazoniens stellten sogar einen Biokohle-Prototyp her, indem sie Reste von Exkrementen und Tierkadaver in geschlossenen, irdenen Öfen bei niedriger Temperature erhitzen. Die resultierende Substanz verbrannte die unbehandelte Biomasse nicht und wurde bei tropischen Regenschauern nicht ausgewaschen – ganz anders als klassische Asche.

In unserer Zeitrechnung ist die industrielle Herstellung von Terra Preta mit Biokohle angelaufen. Abhängig von der Produktionstechnologie erhält man Biokohle, deren Eigenschaften mit der von der Aktivkohle identisch sind, die die Indianer verwendeten. Biokohle selbst ist kein Dünger, sondern ein Nährstoff sowie ein Feuchtigkeits- und Lebensraum für nützliche Mikroorganismen. Sie wird daher vor ihrer Verwendung angereichert. Die gewonnene angereicherte Biokohle wird dann mit pflanzlicher Biomasse gemischt und kompostiert. Fertiger Kompost wird als organischer Dünger verwendet, der aus gewöhnlichem Boden fruchtbare Terra Preta macht.